02. Juni 2023 20:00

Deutsche Wirtschaft schrumpft Inflationsbereinigt 45 Prozent niedrigere Wirtschaftsleistung als 1999

Wohlstandsillusion durch nominale Wirtschaftsindikatoren: Warum sämtliche in Fiatgeld denominierten Indikatoren nutzlos sind!

von Benjamin Mudlack

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Bildquelle: gopixa / Shutterstock Schlechte Wirtschaftszahlen: Deutschland droht den Bach runterzugehen …

Am 25. Mai 2023 erging eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes: Preis- und kalenderbereinigt sei die Wirtschaft in Deutschland um 0,5 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres („Quartal zu Quartal“) zurückgegangen. Die Maßzahl wird als Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezeichnet. Das BIP ist die Summe der Produkte, Waren und Güter, die hierzulande produziert, oder die Dienstleistungen, die in Deutschland in dem betreffenden Jahr erbracht wurden.

Immerhin bereinigt das Statistische Bundesamt die Wachstumsraten um die veröffentlichte offizielle staatliche Preissteigerungsrate. Der Aussagekraft der „offiziellen Preissteigerungsrate“ hatte ich mich bereits in einem Beitrag vor einigen Wochen gewidmet. In diesem Beitrag thematisierte ich die willkürliche Zusammensetzung des Warenkorbes und das Herausrechnen der Preistreiber. Als logische Konsequenz plädierte ich dafür, das Geldmengenwachstum als nicht manipulierbare Inflationsrate heranzuziehen. Was auch nur nachvollziehbar sein sollte, denn das Aufblähen der Geldmenge ist als Inflation (Latein: inflare gleich aufblähen) zu bezeichnen. Das Geldmengenwachstum ist rein quantitativer Natur und setzt den Tauschwert des Geldes, also seine Qualität, in Form der Kaufkraftminderung herab. In welchen Gütermärkten das neu geschaffene Geld die Preise in welcher Form ansteigen lässt, ist dann eine andere Frage. Eine statistische Erfassung ist in jedem Fall nicht für jeden repräsentativ. Und da der Staat kein Interesse an zu hohen Preissteigerungsraten hat, sind die Berechnungen der staatlichen Behörden als höchst zweifelhaft anzusehen. Der Makel der Befangenheit ist allzu offensichtlich.

Wirtschaftsleistung bereinigt um das Geldmengenwachstum

Blicken wir auf die Entwicklung der Wirtschaftsleistung in Deutschland von 1999 bis 2022. Das Internetportal von Statista weist für 1999 eine Jahreswirtschaftsleistung (BIP) in Höhe von knapp 2.060 Milliarden Euro aus. Für das Jahr 2022 sind 3.870 Milliarden Euro angegeben. Im nächsten Schritt blicken wir auf das Geldmengenwachstum. Zur Lancierung des Eurosystems im Jahr 1999 ermittelt sich für die gesamte Geldmenge eine Summe von 4.667 Milliarden Euro. Ende 2022 wurde die Marke von 16.000 Milliarden Euro überschritten. Die Geldmenge wurde also um den Faktor 3,43 aufgebläht. Ein Euro von 1999 verfügt folglich nur noch über den rein mengenmäßigen Tauschwert von etwa 0,29 Euro (ein Euro geteilt durch 3,43).

Während die Wirtschaftsleistung im Zeitraum von 1999 bis 2022 nur um den Faktor 1,88 gestiegen ist, wurde die Geldmenge um den Faktor 3,43 inflationiert. Bereinigen wir die Wirtschaftsleistung um das Geldmengenwachstum, so errechnet sich für das Jahr 2022 eine Jahreswirtschaftsleistung (BIP) in Höhe von 1.128 Milliarden Euro (3.870 Milliarden Euro geteilt durch 3,43). Auf Basis dieser von mir vorgeschlagenen Herangehensweise ist die real berechnete Wirtschaftsleistung Deutschlands von 1999 bis 2022 um über 45 Prozent zurückgegangen. In einem Umfeld der permanenten Geldverschlechterung (durch Geldmengenwachstum) ist es keine Kunst, jedes Jahr neue Rekordumsätze zu erzielen. Die Preise steigen automatisch in einem inflationären Umfeld. Das gilt für die gesamte Volkswirtschaft, aber auch für einzelne Unternehmen. Es empfiehlt sich also für jeden Unternehmer und jede Privatperson, der nicht in einer schöngerechneten Wohlstandsillusion leben möchte, zu schauen, ob seine Erträge und Vermögenswerte stärker oder weniger stark als die Geldmenge im jeweiligen Vergleichszeitraum gestiegen sind. Die Verwässerung des Geldmengenwachstums sollten herausgerechnet werden.

Das, was ich Ihnen hier vorgerechnet habe, ist nichts anderes als die Gewährleistung einer gewissen Messgrößenstabilität und Verlässlichkeit. Oder anders gesagt: Ich habe die veröffentlichten Zahlen um die durch die Geldverschlechterung (Inflation durch neue Kredite und dadurch bedingtes Geldmengenwachstum) entstandenen Verwässerungseffekte bereinigt.

Wie sieht es beim Wohlstandsfaktor BIP pro Kopf aus?

Die Wirtschaftsleistung pro Einwohner (BIP pro Kopf) wird gemeinhin als der Wohlstandsfaktor schlechthin angesehen. Wie sehen die Zahlen hier seit 1999 in Deutschland aus? Statista gibt für das Jahr 1999 ein BIP pro Kopf von 25.294 Euro an und für das Jahr 2022 werden 46.149 Euro ausgewiesen. Die Steigerung sieht zunächst recht positiv aus. Teilen wir die 46.149 Euro jedoch durch das Geldmengenwachstum von 3,43, so errechnet sich eine Wirtschaftsleistung pro Kopf in Höhe von nur noch 13.454 Euro. Der Wohlstand ist also real und ohne Verwässerung gerechnet auf dem Rückzug. Die einzige Variable im Vergleich zur oben thematisierten Wirtschaftsleistung ist die Entwicklung der Bevölkerungszahl. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der prozentuale Rückgang weitgehend identisch ist.

Fortschritt erhöht Produktivität und Wohlstand

Die Arbeitsproduktivität misst den Fortschritt und ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Wohlstands einer Nation. Genauer gesagt misst die Arbeitsproduktivität das Verhältnis von Investition (Input) und Ergebnis (Output). Durch technologischen Fortschritt kann das Ergebnis bei identischem Input erhöht werden. Oder aber der Input wird reduziert und das Ergebnis bleibt gleich oder fällt gar höher aus.

Die Digitalisierung ist ein Beispiel für die Erhöhung der Produktivität, aber auch die Motorisierung der Gesellschaft hat Produktivitätsgewinne in Landwirtschaft und Industrie hervorgebracht. Moderne Industrienationen sind gekennzeichnet von technologischem Fortschritt und daraus resultierenden Produktivitätszuwächsen. Auf dieser Basis wächst auch der Wohlstand der betreffenden Nationen. Blicken wir auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in Deutschland, so sehen wir einen starken kontinuierlichen Anstieg bis zur Finanzkrise 2007. Seither läuft dieser Indikator seitwärts. Bereinigen wir die Arbeitsproduktivität um das Geldmengenwachstum, so kann von dynamischem Siechtum die Rede sein. Dabei sollte gerade die Digitalisierung in den letzten Jahren enorme Prozessoptimierungen und Produktivitätszuwächse ermöglicht haben. Überdies werden seit Einführung des inflationären Fiatgeldes die Produktivitätsgewinne der Volkswirtschaften weitgehend durch die Inflation (Geldmengenwachstum) absorbiert. Dieses Thema werde ich in Kürze noch einmal tiefergehend angehen. Jedoch sei vorweggeschickt, dass zum Normalzustand einer modernen Industrienation rückläufige Preise gehören – und zwar auf breiter Front und bedingt durch die Produktivitätsgewinne, die durch den technologischen Fortschritt generiert wurden. Die rückläufigen Preise wirken dann wie eine Art Produktivitätsdividende für die breite Masse der Bevölkerung. Das Narrativ der Normalität steigender Preise zerfällt bei genauer Betrachtung wie eine Sandburg in der Flut.

Fazit: Das öffentliche Stimmungsbild soll nicht getrübt werden

Schlechte Zahlen implizieren eine schlechte allgemeine Stimmung und diese wiederum ist von der politischen Seite nachvollziehbarerweise nicht gewünscht. Folglich eignet sich ein inflationäres Umfeld hervorragend, um sich die Stimmungswelt schönzurechnen und den Menschen eine heile wirtschaftliche Welt zu präsentieren. Parallel zur Geldmenge steigen die Preise und die Wirtschaftsleistung. Alles „scheint“ in bester Ordnung und diese Entwicklungen lassen sich dem Wahlvolk durchaus gut verkaufen. Es geht wie immer um die öffentliche Meinung und diese steht und fällt mit dem, was hochfrequentiert und unkritisch veröffentlicht wird.

Die von mir herangeführten Beispiele stehen nur sinnbildlich für die völlig verwässerte Fiatgeld-Welt. Es handelt sich um schleichende Entwicklungen und nicht um direkt spürbare Verwerfungen. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass die Masse der Menschen sich der Wohlstandsverluste erst wesentlich später bewusst wird. Dennoch ergeben die Zahlen ein klares Bild und sollten eine höhere Breitenwirkung erfahren. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, in einer Recheneinheit zu rechnen, die nicht konstant ist.

Stellen Sie sich vor, ein Kilo ist plötzlich nicht mehr ein Kilo, sondern ein Kilo ist nun um den Faktor 3,43 erhöht worden. Wenn ein Koch das identische Rezept umsetzen möchte, dann kommt er gar nicht umhin, die Maßzahl um den Faktor zu bereinigen. Ansonsten ist das Gericht ungenießbar. Bei wirtschaftlichen Indikatoren oder dem Vergleich der Ertragssituation von Unternehmen wird die Bereinigung der Verwässerung nicht vorgenommen. Ich halte diesen Umstand im Unternehmerischen für einen kaufmännischen Fehler. Im Bereich der Wirtschaftsindikatoren würde ich mit voller Überzeugung von einer wissenschaftlich nicht haltbaren oder gar unseriösen Datenerhebung sprechen.

Ein Paradigmenwechsel ist dringend erforderlich. Auf der aktuellen Basis schlafen gesamte Volkswirtschaften den Traum einer schöngerechneten Fiatgeld-Wohlstandsillusion. So wie jede Nacht endet, wird auch hier das böse Erwachen kommen. Erst kann sich die Mittelschicht allein durch Arbeitseinkommen kein Wohneigentum mehr leisten, und später werden auch die Kosten für die Lebenshaltung untragbar.

Benjamin Mudlack: „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“

Statista-Meldung

Statista: Entwicklung der Wirtschaftsleistung (BIP) – gerechnet in Euro

Statista: Entwicklung der Wirtschaftsleistung (BIP) pro Kopf – gerechnet in Euro

Trading Economics: Entwicklung der Arbeitsproduktivität in Deutschland

Freiheitsfunken: „Ein Kilo ist ein Kilo, aber ein Euro ist nicht ein Euro“ von Benjamin Mudlack

Freiheitsfunken: „Inflationsverklärung“ von Benjamin Mudlack


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